Campus Cleve präsentiert:
Erst Studierende – dann Fachkräfte: Aus dem Hörsaal in die Pflanzenwelt
Wenn aus Studierenden Fachkräfte werden: Die Absolventen der Hochschule Rhein-Waal Anil Patel und Rohit Gopal arbeiten in ihrem Beruf bei Stauden Peters in Kranenburg. Wie passt das zusammen? Ein Besuch.
Kranenburg - Winterharte Gräser stapeln sich auf große Blecheinschübe unter dem weiten Glasdach von Stauden Peters in Kranenburg. Sie sind für die Auslieferung sortiert, Zettel zeigen an, wo das Gras einmal wachsen soll. Die Pflanzen gehen an Kunden im ganzen Bundesgebiet und fast ganz Europa , sie gehen an Großmärkte, Gärtnereien. Stauden Peters ist seit drei Generationen international unterwegs: 80 Prozent der ausgelieferten Waren werden auf eigenen Flächen gezogen, 20 Prozent müssen hinzugekauft werden.
An drei Standorten arbeiten in Deutschland auf gut 42 Hektar Produktionsfläche bis zu 150 Menschen in den Stoßzeiten. Und für die Gräser und Stauden, die es gern warm haben, wird in einem Partnerbetrieb in Portugal produziert. Der liegt gut 100 Kilometer nördlich der Algarve in einer der heißesten Zonen Portugals. „Auf der Flächen wachsen 250 bis 300 Jahre alte Korkeichen“, sagt Klaus Peters, Geschäftsführer des Kranenburger Gräserspezialisten. In seiner Firma arbeiten Menschen aus 26 Nationen. Darunter auch viele Studenten, die in den Semesterferien hier einen Job neben dem Studium finden.
Doch Peters bietet den Studierenden der Hochschule nicht nur Jobs zur Aufbesserung des monatlichen Salärs an, sie können hier auch praxisnahe Seminararbeiten schreiben, erklärt Peters. Und nicht zuletzt hat der Fachbetrieb auch Stellen, dass Studenten hier einen Beruf nach Abschluss des Studiums finden, so wie die beiden Absolventen der Hochschule Rhein-Waal Anil Patel und Rohit Gopal.
Anil Patel kümmert sich bei Stauden Peters um die Optimierung von Arbeitsprozessen, Gopal ist Bionic-Master und befasst sich unter anderem mit den Pflanzen. Patel wiederum schrieb seine Bachelor-Arbeit in Zusammenarbeit mit dem Gräserspezialisten. „Mein Augenmerk liegt vor allem darauf, dass Arbeitsabläufe ohne vermeidbare Fehler stattfinden“, sagt er bei einer kleinen Präsentation im Büro oberhalb der Halle.
Es gehe um den Transport mit dem Lkw, die Fahrten mit dem Gabelstapler und auch um Bewegungsabläufe der Mitarbeiter, die es zu optimieren gelte, erklärt er. Das beginne ganz einfach damit, dass man Wartezeiten auf Lkw vermeide, die beispielsweise mit Produkten aus Portugal kommen, dass man Ideen der Mitarbeiter einfließen lasse, die vor Ort die Probleme erkennen und praktikable Lösungsmöglichkeiten parat hätten. Es gehe weiter darum, die Transportcontainer und ihre Plätze zu optimieren. „Der Betrieb muss, um weiter konkurrenzfähig zu bleiben, die Kostenseite verbessern, herunterfahren“, sagt Gopal.
Peters bestätigt in der Diskussion um künftige Akademiker und künftige Fachkräfte, dass die fehlen – vor allem ausgebildete Kräfte aus dem Gartenbau. Seine Firma werde auf jeden Fall weiter Praxis-Arbeiten für Studierende anbieten, weiter ermöglichen, im Betrieb Seminar- oder Bachelor-Arbeiten zu schreiben. Das sei schließlich auch eine Win-Win-Situation für den Betrieb: „Wir bekommen Feedback und neues Wissen in die Firma, die Studierenden können hier ihre Theorie in die Praxis umsetzen“, sagt er. Das Gros der Studierenden, so seine Erfahrung, halte sich die Option, wieder in die Heimat zurückzukehren, offen, bliebe aber zunächst einige Jahre hier. Die Studierenden seien nach Deutschland gekommen, um hier zu studieren und erste Schritte in ihr Berufsleben zu machen. Dafür sind Anil Patel und Rohit Gopal ein gutes Beispiel, sagt Professor Peter Kisters, Vizepräsident der Hochschule Rhein-Waal.
Dass die Studierenden hier ihre ersten Schritte machen und vielleicht auch in der Region blieben sei auch wichtig für die Wirtschaft, die derzeit auf allen Ebenen unter Fachkräftemangel leide, eben auch in der Ebene der Fachkräfte mit einem angeschlossenen Hochschulstudium, sagt Kreis Kleves Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers. Klaus Peters wiederum erklärte, dass die beruflichen Aussichten für Fachkräfte mit Studium auch in der Region gut seien und die hiesige Wirtschaft sie brauche und einstelle.
Aus Studierenden werden Fachkräfte: Anil Patel, Monika Geenen, Klaus Peters, Hans-Josef Kuypers, Rahit Kanchan, Irina Tömnißen und Prof. Dr. Peter Kisters (v.l.) bei Stauden Peters.